Schadschwellen und Fungizide gegen Blattkrankheiten

Stand: 19.06.2023

Ab Mitte Juni in Südhessen und ab Anfang - Mitte Juli in Nordhessen werden die Rübenbestände auf Befall von Blattkrankheiten nach der "100-Blatt Rupfmethode" kontrolliert. Dabei wird auf dem Schlag an 100 zufällig ausgewählten Stellen jeweils ein Blatt abgrupft und auf Befall (JA/Nein-Methode) kontrolliert. Unabhängig vom Krankheitserreger (Cercospora, Mehltau, Rost) unterscheidet man zwischen kranken und gesunden Blättern.

Dabei gelten folgende Bekämpfungsschwellen:

bis zum 31. Juli:        5 % befallene Blätter

bis 15. August:          15 % befallene Blätter

ab dem 15. August:  45 % befallene Blätter

In Beregnungsbeständen Südhessens sind i.d.R. zwei Behandlungen im Abstand von ca.3-4 Wochen, bei sehr frühem Befall, auch 3 Behandlungen vorzunehmen. In der Wetterau sind meist 2 Behandlungen, in Mittelhessen ist 1-2 Behandlung auf den meisten Schlägen anzuraten. In Nordhessen hat der Befallsdruck in den letzten Jahren ebenfalls deutlich zugenommen. In den meisten Fällen sind hier in Abhängigkeit des Befallsdrucks auch 1-2 Behandlungen empfehlenswert. Wichtig ist die Erstbehandlung bei 5% befallener Blätter, besonders bei frühem Befallsbeginn. Bestände rechtzeitig kontrollieren!  Spritzfenster zur Kontrolle sind anzulegen!

Anwendungshinweise
Grundsätzlich nur bei Temperaturen unter 25 °C behandeln; also an heißen Tagen früh morgens (Taubelag ausnutzen) oder spät abends bei Wasseraufwandmengen >300 l/ha.
Bei Spritzfolgen Wirkstoffwechsel durchführen und Aufwandmengen nicht reduzieren.

Hinweise zur Resistenzsituation
Durch den Wegfall der Wirkstoffe Epoxiconazol und Cyproconazol hat sich die Auswahl an Fungiziden für die Saison 2023 drastisch reduziert. Hinzu kommt die zunehmende Resistenz der Azolwirkstoffe. Auf Grund der eingeschränkten Fungizidsituation sollte vor allem dort wo in den letzten Jahren verstärkt Cercospora aufgetreten ist möglichst eine für Cercospora wenig anfällige Sorte  wie z. B. Blandina,  BTS 6975N, Ludovica, Vanilla angebaut werden.
In SBR Starkbefallsgebieten ist eine SBR tolerante Sorte zu bevorzugen.

Auswahl von zugelassenen Präparaten zur Bekämpfung von Blattkrankheiten in Zuckerrüben (Stand: 19.06.2023) 

Präparate Wirkstoff g/l Wartezeit Aufwandmenge (l/ha) Wirkung gegen
Cercospora Mehltau Rost
Amistar Gold* Azoxystrobin 125
Difenoconazol 125
35 1,0 +++ +++ +++
Domark 10 EC / Emerald Tetraconazol 100 28 1,0 ++(+) ++ ++
Score Difenoconazol 250 28 0,4 +++ + ++
Ortiva / Zakeo** Azoxystrobin 250 35 1,0 ++ + ++
Diadem Mefentrifluconazole 100
Fluxapyroxat 50
28 1,0 +++ +++ +++

Präparate, die u.a. Strobilurine enthalten  sind mit Sternchen (*) markiert. 
Alle Präparate dürfen zweimal eingesetzt werden.
Die Wirksamkeitseinstufung bezieht sich auf Standorte ohne Resistenz!
Resistenzen haben jedoch deutlich zugenommen mit Schwerpunkt in Südhessen.

**Ortiva / Zakeo: Sofern Ortiva oder Zakeo (reine Strobiprodukte) eingesetzt werden soll, dieses  nur in Tankmischung und in jeweils voller Aufwandmenge mit einem Azol ausbringen:

Z.B. Ortiva 1,0 l/ha +  Domark 10 EC 1,0 l/ha.

Notfallzulassungen Fungizide
Folgende Präparate, welche von den Resistenzen noch nicht betroffen sind, haben im Jahr 2023 wieder eine Notfallzulassung erhalten. Neben den protektiv wirkenden Kupferpräparaten wurde auch das Präparat Propulse wieder freigegeben. Das Präparate Diadem ist nun regulär zugelassen.

Hinweis: Die Aufwandmengen und Anwendungszeitpunkte befinden sich dann immer auf der letzten Seite in der Anlage!

Funigzid:

Propulse

 

Kupferpräparate:

Funguran Progress

Mastercop Act

Zerko

Yukon

Grifon SC

Coprantol Duo

Recudo

u.a.

 

Aktuelle Infos zu Notfallzulassungen finden Sie auf der Homepage des BVL.

 

Anwendungsempfehlung für den Süden Hessens

Sobald die 5%-Schwelle im Süden überschritten wird, bieten sich folgende Kombinationen zur Erstbehandlung an:

Propulse (1,2 l/ha) (+ Kupferpräparat, Anwendungshinweise siehe Notfallzulassungen oben, 42 Tage Wartezeit) oder
Diadem (1,0 l/ha) (+ Kupferpräparat, Anwendungshinweise siehe Tabelle oben)

Da die Resistenzbildung sehr schnell voranschreitet, ist die Kombination auch von Mitteln, die zum zweiten Mal im Rübenanbau eingesetzt werden wie Propulse und Diadem mit protektiven Kupferpräparaten sehr sinnvoll, um die Wirkstoffe zu schützen.

Aktuelle Infos mit Empfehlungen auch zu gegebenener Zeit im telefonischen Ansagedienst unter: 0641-3035246