Stand: 13.03.2023
Ab Mitte Juni in Südhessen und ab Anfang - Mitte Juli in Nordhessen werden die Rübenbestände auf Befall von Blattkrankheiten nach der "100-Blatt Rupfmethode" kontrolliert. Dabei wird auf dem Schlag an 100 zufällig ausgewählten Stellen jeweils ein Blatt abgrupft und auf Befall (JA/Nein-Methode) kontrolliert. Unabhängig vom Krankheitserreger (Cercospora, Mehltau, Rost) unterscheidet man zwischen kranken und gesunden Blättern.
Dabei gelten folgende Bekämpfungsschwellen:
bis zum 31. Juli: 5 % befallene Blätter
bis 15. August: 15 % befallene Blätter
ab dem 15. August: 45 % befallene Blätter
In Beregnungsbeständen Südhessens sind i.d.R. zwei Behandlungen im Abstand von ca.3-4 Wochen, bei sehr frühem Befall, auch 3 Behandlungen vorzunehmen. In der Wetterau sind meist 2 Behandlungen, in Mittelhessen ist 1-2 Behandlung auf den meisten Schlägen anzuraten. In Nordhessen hat der Befallsdruck in den letzten Jahren ebenfalls deutlich zugenommen. In den meisten Fällen sind hier in Abhängigkeit des Befallsdrucks auch 1-2 Behandlungen empfehlenswert. Wichtig ist die Erstbehandlung bei 5% befallener Blätter, besonders bei frühem Befallsbeginn. Bestände rechtzeitig kontrollieren! Spritzfenster zur Kontrolle sind anzulegen!
Anwendungshinweise
Grundsätzlich nur bei Temperaturen unter 25 °C behandeln; also an heißen Tagen früh morgens (Taubelag ausnutzen) oder spät abends bei Wasseraufwandmengen >300 l/ha.
Bei Spritzfolgen Wirkstoffwechsel durchführen und Aufwandmengen nicht reduzieren.
Hinweise zur Resistenzsituation
Durch den Wegfall der Wirkstoffe Epoxiconazol und Cyproconazol hat sich die Auswahl an Fungiziden für die Saison 2023 drastisch reduziert. Hinzu kommt die zunehmende Resistenz der Azolwirkstoffe. Auf Grund der eingeschränkten Fungizidsituation sollte vor allem dort wo in den letzten Jahren verstärkt Cercospora aufgetreten ist möglichst eine für Cercospora wenig anfällige Sorte wie z. B. Blandina, BTS 6975N, Ludovica, Vanilla angebaut werden.
In SBR Starkbefallsgebieten ist eine SBR tolerante Sorte zu bevorzugen.
Auswahl von Präparaten zur Bekämpfung von Blattkrankheiten in Zuckerrüben (Stand: 13.03.2023)
Präparate | Wirkstoff g/l | Wartezeit | Aufwandmenge (l/ha) | Wirkung gegen | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Cercospora | Mehltau | Rost | ||||
Amistar Gold* | Azoxystrobin 125 Difenoconazol 125 |
35 | 1,0 | +++ | +++ | +++ |
Domark 10 EC / Emerald | Tetraconazol 100 | 28 | 1,0 | ++(+) | ++ | ++ |
Score | Difenoconazol 250 | 28 | 0,4 | +++ | + | ++ |
Ortiva / Zakeo** | Azoxystrobin 250 | 35 | 1,0 | ++ | + | ++ |
Präparate, die u.a. Strobilurine enthalten sind mit Sternchen (*) markiert.
Alle Präparate dürfen zweimal eingesetzt werden.
Die Wirksamkeitseinstufung bezieht sich auf Standorte ohne Resistenz!
Resistenzen haben jedoch deutlich zugenommen mit Schwerpunkt in Südhessen.
**Ortiva / Zakeo: Sofern Ortiva oder Zakeo (reine Strobiprodukte) eingesetzt werden soll, dieses nur in Tankmischung und in jeweils voller Aufwandmenge mit einem Azol ausbringen:
Z.B. Ortiva 1,0 l/ha + Domark 1,0 l/ha.
Notfallzulassungen Fungizide
Folgende Präparate, die von den Resistenzen noch nicht betroffen sind, hatten im Jahr 2022 eine Notfallzulassung erhalten. Neben den protektiv wirkenden Kupferpräparaten wurden auch die Präparate Propulse und Diadem freigegeben. Wir werden informieren, sobald für das Jahr 2023 entsprechende Notfallzulassungen erteilt werden sollten.
Hinweis: Die Aufwandmengen und Anwendungszeitpunkte befinden sich dann immer auf der letzten Seite in der Anlage!
Aktuelle Infos zu Notfallzulassungen finden Sie auf der Homepage des BVL.
Anwendungsempfehlung für den Süden Hessens
Sobald die 5%-Schwelle im Süden überschritten wird, bieten sich folgende Kombinationen zur Erstbehandlung an:
Propulse (1,2 l/ha) (+ Kupferpräparat, Anwendungshinweise siehe oben) oder
Diadem (1,0 l/ha) (+ Kupferpräparat, Anwendungshinweise siehe oben)
Da die Resistenzbildung sehr schnell voranschreitet, ist die Kombination auch von Mitteln, die erstmalig im Rübenanbau eingesetzt werden wie Propulse und Diadem mit protektiven Kupferpräparaten sehr sinnvoll, um die Wirkstoffe zu schützen.
Aktuelle Infos mit Empfehlungen auch zu gegebenener Zeit im telefonischen Ansagedienst unter: 0641-3035246