Schadschwellen und Fungizide gegen Blattkrankheiten

Stand: 11.03.2025

Ab etwa Mitte Juni in Südhessen und ab Anfang - Mitte Juli in Nordhessen werden die Rübenbestände alljährlich auf Befall mit Blattkrankheiten nach der "100-Blatt Rupfmethode" kontrolliert. Dabei wird auf dem Schlag an 100 zufällig ausgewählten Stellen jeweils ein Blatt abgerupft und auf Befall (JA/Nein-Methode) kontrolliert. Unabhängig vom Krankheitserreger (Cercospora, Mehltau, Rost) unterscheidet man zwischen kranken und gesunden Blättern.

Dabei gelten folgende Bekämpfungsschwellen:
bis zum 31. Juli:5 % befallene Blätter
bis 15. August:15 % befallene Blätter
ab dem 15. August:45 % befallene Blätter
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In Beregnungsbeständen Südhessens sind i.d.R. zwei Behandlungen im Abstand von ca.3-4 Wochen, bei sehr frühem Befall auch 3 Behandlungen vorzunehmen. In der Wetterau sind meist 2 Behandlungen, in Mittelhessen ist 1-2 Behandlung auf den meisten Schlägen anzuraten. In Nordhessen hat der Befallsdruck in den letzten Jahren ebenfalls deutlich zugenommen. In den meisten Fällen sind hier in Abhängigkeit des Befallsdrucks auch 1-2 Behandlungen empfehlenswert. Wichtig ist die Erstbehandlung bei 5% befallener Blätter, besonders bei frühem Befallsbeginn. Bestände rechtzeitig kontrollieren! Spritzfenster zur Kontrolle sind anzulegen!

Anwendungshinweise
Grundsätzlich nur bei Temperaturen unter 25 °C behandeln; also an heißen Tagen früh morgens (Taubelag ausnutzen) oder spät abends bei Wasseraufwandmengen >300 l/ha.
Bei Spritzfolgen Wirkstoffwechsel durchführen und Aufwandmengen nicht reduzieren.

Hinweise zur Resistenzsituation
Es wird eine Zunahme der Resistenzen auch gegenüber Azolen beobachtet. Auf Grund der eingeschränkten Fungizidsituation sollte vor allem dort wo in den letzten Jahren verstärkt Cercospora aufgetreten ist möglichst eine für Cercospora wenig anfällige Sorte wie z. B. Blandina, BTS 6975N, Ludovica, Vanilla angebaut werden.
In SBR Starkbefallsgebieten ist eine SBR tolerante Sorte zu bevorzugen.

Auswahl von zugelassenen Präparaten zur Bekämpfung von Blattkrankheiten in Zuckerrüben (Stand: 14.07.2024)

PräparateWirkstoff g/lWartezeitAufwandmenge (l/ha)Wirkung gegen
 CercosporaMehltauRost
Amistar Gold*Azoxystrobin 125
Difenoconazol 125
351,0+++++++++
Domark 10 EC / EmeraldTetraconazol 100281,0++(+)++K.I.
ScoreDifenoconazol 250280,4++(+)K.I.K.I.
Ortiva / Zakeo**Azoxystrobin 250351,0++K.I.K.I.
DiademMefentrifluconazole 100
Fluxapyroxat 50
281,0+++++++++
PropulseProthioconazol 125
Fluopyram 125
71,2+++++++++
PanoramaProthioconazol 250
Metconazol 90
280,6+++k.I.+++
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K.I.: Keine Indikation

Präparate, die u.a. Strobilurine enthalten sind mit Sternchen (*) markiert. Landesweit treten Resistenzen gegenüber Strobilurinen auf, sodass hier mit Wirkungsschwächen gerechnet werden muss.
Alle Präparate dürfen zweimal eingesetzt werden.
Die Wirksamkeitseinstufung bezieht sich auf Standorte ohne Resistenz, die jedoch immer weniger werden!
Schwerpunkt der Resistenzen ist in Südhessen.

**Ortiva / Zakeo: Sofern Ortiva oder Zakeo (reine Strobiprodukte) eingesetzt werden soll, dieses nur in Tankmischung und in jeweils voller Aufwandmenge mit einem Azol ausbringen:

Z.B. Ortiva 1,0 l/ha + Domark10 EC 1,0 l/ha. Eine ausreichende Wirksamkeit ist aber nicht mehr zu erwarten.

Beispiel einer Behandlungsempfehlung für die Wetterauf
 Da die Resistenzbildung bei den Azolen ebenfalls sehr schnell voranschreitet (z..B. Difenoconazol, Tetraconazol und Mefentrifluconazol) ist die Kombination auch von Mitteln, die noch nicht häufig im Rübenanbau eingesetzt wurden, wie Propulse, Diadem sowie Panorama mit protektiven Kupferpräparaten sehr sinnvoll.

Zur Erstbehandlung aus Resistenzgründen:
Bevorzugt Propulse (1,2 l/ha) oder Panorama (0,6 l/ha) + zugelassenes Kupferpräparat (siehe Notfallzulassung)

Zur Zweitbehandlung:

Diadem (1,0 l/ha) + Kupferpräparat

Kupferpräparate zuerst in die Spritze einfüllen!

Weitere Informationen zur Bekämpfung von Blattkrankheiten

Beachten Sie die Notfallzulassungen von Kupferpräparaten. Sobald diese vorliegen, werden wir darüber im Warndienst Ackerbau berichten.

ISIP-Blattkrankheitenmonitoring

Aktuelle Infos mit Empfehlungen auch zu gegebenener Zeit im telefonischen Ansagedienst unter: 0641-3035246