Fruchtfolgeproblematik und Pilzkrankheiten

Stand: 19.08.2021

Schaderregerproblematik in Winterraps bei enger Fruchtfolge

                                                        Einfluss von Gegenmaßnahmen
Schaderreger

Fruchtfolge 

Strohrotte nach
Ernte fördern

Sorten-
wahl

Ausfallraps
bekämpfen

Pflanzenschutzmittel

Schadpotential

Verticillium ++ + (+) + O + bis ++
Phoma + (+) + + + +
Sclerotinia + (+) + O ++ + bis ++
Kohlhernie ++ O + bis ++ + O + bis ++
Nematoden ++ O

 -   in Raps
++ in Zuckerrüben

++ O +

 In Fruchtfolge mit Zuckerrüben Rapsanbau max. alle 4 Jahre und 2 Jahre Abstand zu Zuckerrüben

0   = kein Einfluss
(+) = geringer Einfluss
+   = mittlerer Einfluss / mittel
++ = hoher Einfluss / hoch 

 

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Falscher Mehltau
Verticillium an Stängeln
Grauschimmel am Haupttrieb
Sclerotien der Weißstängeligkeit im Stängel
Wurzelgallen der Kohlhernie

In engen 3-jährigen Rapsfruchtfolgen ist das Ertragspotential wegen der begrenzten Selbstverträglichkeit stark limitiert. Eine 4 bis 5-gliedrige Rapsfruchtfolge limitiert Krankheiten  und spezielle Rapsunkräuter und kann den Ertrag wieder steigen lassen.

Pilzkrankheiten an Winterraps

Symptome Bedingungen für Auftreten Gegenmaßnahmen Bedeutung
Kohlhernie   (Plasmodiophora brassicae)                                                  
bei Starkbefall schon nach 5 Wochen Erstsymptome wie rötliche Verfärbung. Meist ab Frühjahr verminderter Wuchs,
vergilbte Pflanzen mit festen Gallen/Wucherungen ohne Hohlräume an Haupt- und Seitenwurzeln.
Stärker befallene Pflanzen welken, sterben ab.

Pilzähnliche Fruchtfolgekrankheit.
Symptomausbildung bei warmer und trockener Witterung.
Beim Zerfallen der Gallen zur Ernte hin
werden langlebige, über 10 bis 20 Jahre aktive Dauersporen im Boden frei, welche bei erneutem Rapsanbau auch nach 3 oder 4 Jahren zu Infektionen führen können.
Befallsfördernd wirken saure und tonige Böden, Bodentemperaturen über 15°C und Bodenfeuchte oder Staunässe im Herbst.
Frühsaaten sind nach Gewitterniederschlägen im Herbst besonders gefährdet.  Alle Kreuzblütler sind Wirtspflanzen.
Ausbreitung ausschließlich über / mit Boden.

Sorten:
Kohlhernieresistente Sorten (z.B. Mendel, Menhir, Mendelson, Mentor, Fencer, PT 242, SY Alister, Andromeda), jedoch nur auf Befallsflächen anbauen. Diese Sorten haben alle die gleiche teilrassenspezifische Resistenz gegen Kohlhernie. Bei vermehrtem Anbau, ev. noch unter sehr geringem Befallsdruck, kann es durch Verschiebung des Rassenspektrums auch bei als resistent eingestuften Sorten zum Befall kommen.
Düngung:
Kalkung, pH-Wert über 6,5 anstreben. Kalkstickstoffdüngung mit 250 kg/ha im Herbst vor Aussaat mit Einarbeitung kann Befall geringfügig senken. Dünge-VO beachten. 800 kg/ha Branntkalk einarbeiten in oberste Bodenschicht vor Saat. Es besteht aber das Risiko einer Kulturschädigung. Bor soll einen reduzierenden Effekt haben.
Fruchtfolge:
Raps nur alle 5 Jahre, auch bei resistenter Sorte.

Pflanzenschutz: -
Saat:
Späte Aussaat vermindert die Befallsstärke an den Pflanzen.
Feldhygiene:
Keine Kreuzblütler wie Futterraps, Senf oder Ölrettich als Zwischenfrüchte anbauen oder mindestens 3 bis 5 Jahre Anbaupause.
Hellerkraut, Hirtentäschel, Hederich, Senf, Rauken in der Fruchtfolge schnell bekämpfen. Gerade im Juli bis August tragen diese besonders bei feuchten Böden zu Infektion und Dauersporenbildung kommen. Drainierte Flächen sind weniger betroffen.
Zuckerrüben, Kartoffeln oder Sommergetreide senken das Befallsrisiko.
Mit Erdanhängen an Arbeitsgeräten werden die Erreger verschleppt.
Auflaufraps muss nach spätestens 3 Wochen mechanisch oder chemisch beseitigt werden.
Für eigene Testung auf Kohlherniebefall:

BIOTEST Anleitung

Greening: Zwischenfruchtanbau: Senfsorten sind anfällig gegenüber Kohlhernie. Kein Anbau in Rapsfruchtfolgen. Bei Ölrettich haben einige Sorten eine Kohlhernietoleranz/Resistenz. Nur empfehlenswert bei später Saat.

Zunehmend.
Bei verseuchten Flächen bedeutend.

Einmal befallene Flächen werden nicht wieder kohlherniefrei.

Falscher Mehltau
gräulicher Pilzrasen auf Blattunterseite,
oberseits unregelmäßige Flecke
Im Herbst schon an Keimblättern auftretend. Bei trockenen Bedingungen
mit nächtlicher Taubildung.
allgemein keine Gegenmaßnahmen notwendig.
Bei schwierigen Aussaat-oder Standortbedingungen fördert die Beizung die Jugendentwicklung der Pflanze.
Gering. Nur in einzelnen Jahren bedeutungsvoll.
Phoma lingam - Wurzelhals- und Stängelfäule

Im Herbst gelb-graue Blattflecke, in der Folge sehr kleine schwarze Fruchtkörper im Zentrum der Flecke erkennbar.
Stark befallene Blätter sterben über Winter ab. Im Frühjahr weitere Infektionen möglich.
Stängelinfektionen sind eher selten. Dabei wird der Stängel bräunlich verfärbt, rissig und vermorscht. Stoppel stark befallener Pflanzen reißen an Bodenoberflächen ab, Wurzeln bleiben stecken, da noch intakt.

Verbreitet. Von befallenen Ernterückständen im Herbst gehen bei feucht-warmer Witterung erste Infektionen aus. Bei starkem Herbstbefall, wie er in Hessen nur selten auftritt, kann der Blattverlust eine begrenzte Ertragsminderung bewirken.

Wachstumsreglermaßnahmen im 4-Blatt
wirken nur gegen Frühbefall. Keine Dauerwirkung. Bei Starkbefall im Oktober nochmaliger Einsatz eines Fungizids. Ausreichende Wirkung nur bei vollen Aufwandmengen. Erstbefall im Frühjahr wirkt kaum ertragsbegrenzend. Sortenunterschiede sind vorhanden.

Zerkleinerung der Stoppeln zwecks zügiger Rotte anstreben.

Nur in einzelnen Jahren gezielt
bekämpfungswürdig.
Botrytis cinerea - Grauschimmelfäule
An einzelnen Pflanzen Haupttrieb nach Winter faulend. nach starker Frosteinwirkung ohne Schneeauflage erhöhen Frostrisse die Anfälligkeit für den Sekundärschaderreger Botrytis cinerea bei 10-15 °C. Die Pflanze reagiert mit
Seitentriebbildung. Dies führt dann zu ungleichmäßiger Blüte und Abreife.
keine möglich bisher nur
im Frühjahr 2012 stark
aufgetreten
Sclerotinia sclerotiorum- Weißstängeligkeit
gelbliche Triebe zur Ernte,
Notreife befallener Pflanzen,
weißliche Färbung am Stängel,
im Stängel vor Ernte schwarze unregelmäßig geformte Dauerfruchtkörper
Fruchtfolgekrankheit, mittlerweile überall verbreitet. Jahrelang
im Boden lebensfähige Dauerfruchtkörper infizieren meist zur Blütezeit bei Temperaturen über 18 °C vom Boden aus. Über oberirdische Apothecien/Sporenbehälter oder mittels unterirdischem Mycelwachstum. Dann sind Fungizidmaßnahmen wirkungslos. Hohe Luftfeuchte oder mäßige Bodenfeuchte während der Blüte erhöhen das Befallsrisiko.

Infektionsnahe Fungizidbehandlung .
Zur Hauptblüte sind im Mittel der Jahre die höchsten Wirkungsgrade
zu erwarten. Ausreichende Wasseraufwandmenge
notwendig. Positive Nebenwirkung durch Fungizide auf
Schotenplatzfestigkeit, dadurch längeres Erntefenster.
Sortenunterschiede sind gering. Nach Ernte Stoppelzerkleinerung.

Vorbeugend: Nach Rapsernte 2,0 kg/ha Contans WG (biologisches Fungizid) per Spritze auf Rapsstoppeln ausbringen. Anschließend Bearbeitung der Erntereste.

in Befallsjahren
deutliche Ertrtagsminderung
möglich. Vorhersage
unsicher.
Verticillium dahliae- Rapswelke
Welken einzelner Pflanzen ab Blüte,
meist aber erst kurz vor Ernte.
An Hauptwurzeln grauschwarze
Verfärbung, Seitenwurzeln teils abgefault. Stoppeln von Befallspflanzen  lassen sich deshalb meist leicht aus dem Boden ziehen. An dunkelgrauer Stängelbasis kleine schwarze Dauerfruchtkörper
Fruchtfolgekrankheit. Bei enger Rapsfruchtfolge verbreitet. Infektion über Boden und Rapsstoppelreste. Ausbreitung in den Leitungsbahnen, was zur Welke führt. Sortenwahl mit geringem Einfluss.
Fruchtfolge erweitern und Rapsstoppelrotte
fördern. Keine kreuzblütigen Zwischenfrüchte.
Fungizide haben keine Wirkung.
Verbreitet. Zunehmend.
Abreifekrankheiten
gräulicher Pilzrasen auf Schoten;
kleine dunkle Nekrosen auf Schoten;
grauer Pilzrasen auf Schoten;
Verfärbungen/Nekrosen an Schoten
Falscher Mehltau bei hoher Luftfeuchte;
Rapsschwärze bei feuchter Witterung;
Grauschimmel bei hoher Luftfeuchte;
Pseudocercosporella; Mycospherella u.a.
keine speziellen Maßnahmen notwendig Bedeutung untergeordnet.
kaum Einfluss auf
Ertrag.

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