Stand: 13.03.2023
Aktuelle Situation
Allgemein ist eine Zunahme des Drahtwurmbefalls in Kartoffeln in den letzten Jahren festzustellen. Mehrere Faktoren begünstigen die Ausbreitung des Drahtwurms:
Durch die Zunahme des Zwischenfruchtanbaues im Zuge der geforderten Greeningmaßnahmen wird den Drahtwürmern ein geeigneter Lebensraum geboten. Dort, wo Landwirte auf Minimalbodenbearbeitung setzen, wird der Lebensraum nicht mehr ausreichend zerstört. Hinzu kommt, dass wirksame Insektizide wie Goldor Bait nicht mehr vorhanden sind.
Warum muss der Drahtwurm bekämpft werden?
Durch eine Drahtwurmbekämpfung produziert man mehr vermarktungsfähige Ware. Darüber hinaus verringert man den Aufwand bei der Sortierung.
Wie kann man den Drahtwurmbesatz durch ackerbauliche Maßnahmen reduzieren?
Grüne Brücken vermeiden, um den Lebensraum des Drahtwurms auszutrocknen und das Nahrungsangebot zu verknappen. Mehrfache Stoppelbearbeitung (wirksame Maßnahme) zerstört die frischen Eigelege des Drahtwurm aus dem Frühsommer. Stroh abfahren, um den Boden auszutrocken.
Biologische Möglicheiten der Drahtwurmbekämpfung: Notfallgenehmigung für ATTRACAP gegen Drahtwurm
Gemäß Artikel 53 der EU-Zulassungsverordnung wurde das Mittel ATTRACAP (Ködergranulat mit dem Wirkstoff Metarhizium brunneum Stamm C15) zur Bekämpfung des Drahtwurmes in Kartoffeln für die Zeit vom 20. Februar - 19. Juni 2023 für 120 Tage in Deutschland zugelassen.
In Versuchen wurden Wirkungsgrade bis max. 50-60% mit schwachem Befall erzielt, die sehr stark boden- und standortabhängig sind!
Indikationen von Attracap
Einsatzgebiet: |
Ackerbau |
Schadorganismus: |
Schnellkäfer (Drahtwurm) |
Pflanzen: |
Kartoffel |
Anwendungsbereich/-Zeitpunkt: |
Freiland, bei Pflanzung |
Anwendungstechnik |
Streuen |
Erläuterung: |
Einmischen in die offene Furche über Granulatstreuer |
Aufwandmenge: |
30 kg/ha |
Max. Anzahl der Behandlungen: |
1 |
Wartezeit |
F (Festsetzung einer Wartezeit ist nicht erforderlich) |
Wichtiger Hinweis zu Attracap
Bei der Anwendung muss sichergestellt sein, dass kein Granulat auf der Bodenoberfläche liegen bleibt. Aus diesem Grund muss der Granulatstreuer so abgeschaltet werden, dass das Fallrohr beim Erreichen des Vorgewendes leer ist, und dass Granulat vollständig bedeckt ist. Falls Granulate auf der Oberfläche liegen bleiben sollten, ist dafür zu sorgen, dass diese umgehend entfernt werden, bzw. nachträglich eingearbeitet werden.
Keine Ausbringung des Granulates bei Wind mit Geschwindigkeiten über 5 m/s.
Folgende konventionellen Produkte haben eine Notfallzulassung gegen Drahtwurm erhalten:
SoilGuard 0.5 GR (Wirkstoff Tefluthrin)
Genehmigungszeitraum: 08.03.-06.07.23
Indikation: Larven des Schnellkäfers (Drahtwurm) an Kartoffeln
Anwendungshinweise zu SoilGuard 0,5 GR
Trika Expert (Wirkstoff Lambda Cyhalothrin)
Genehmigungszeitraum: 08.03.-15.07.23
Indikation: Larven des Schnellkäfers (Drahtwurm) an Kartoffeln
Anwendungshinweise zu Trika Expert
Die geeigneten und aktuell gelisteten Geräte sind auf der Homepage des Julius Kühn-Instituts einzusehen.
Weitere Informationen zur Drahtwurmbekämpfung
Wenn Kalkstickstoff (400-500 kg/ha) vor dem Häufeln ausgebracht wird, kann auf stark befallenen Flächen eine Teilwirkung gegen den Schädling erzielt werden. Um den Wirkungsgrad zu erhöhen, muss die Kalkstickstoffdüngung in die Fruchtfolge integriert und jährlich auf der befallenen Fläche ausgebracht werden.
Durch eine konsequente Unkraut- und Ungrasbekämpfung im Frühjahr wird die Attraktivität der Fläche für die Eiablage der Schnellkäfer reduziert.
Möglichkeiten der Feststellung von Drahtwurmbefall mit dem Köder-Nachweis-Verfahren
-Zur Kontrolle der Drahtwurmpopulation drei Wochen vor der Kartoffelpflanzung an vier Stellen des Feldes von je 0,25 m² vier Kartoffelhälften in 5 - 10 cm Tiefe vergraben. Schäden nach einiger Zeit kontrollieren.
-5 x 4 Häufchen keimendes (24 h vorgequollenes) Getreide pro m² in 30 cm Abstand auslegen (mit Erde bedecken und markieren). Schäden kontrollieren.
-Alternativ kann man auch Bodenproben ziehen (4 x 0,25 m2 x Pflugtiefe) und diese visuell auf das Vorhandensein von Larven untersuchen.